Autorin, Aktivistin und lost
Nach sechs Jahren in der Jugendhilfe und einem chronisch gewordenen Aufmerksamkeitsmangel, entschied ich mit dazu, meine Gefühle in Worte zu fassen und ihnen einen Rahmen zu schenken. So wurde ich zur Autorin und durfte mit achtzehn nicht nur mein Abi, sondern auch mein erstes Buch in den Händen halten. Seitdem darf ich rumreisen und für andere Menschen vorlesen. Immer noch fasziniert davon, dass Menschen mir zuhören wollen, frage ich mich manchmal dennoch, wo Raum für mich ist und lebe in einer Welt voller Ambivalenzen.
Vom “normal” sein habe ich mich verabschiedet, als ich mit elf bei meinen Eltern auszog. Seitdem gab es immer wieder Phasen in denen ich zusammenhangslos durch die Gegend schwebte, in der Hoffnung irgendwann aufgefangen und gehalten zu werden.
Eingesperrt in einem System voller Grenzen, Ungerechtigkeiten und Barrieren, liegt mein größtes Bestreben darin, mich dem nicht einfach hinzugeben. Trotz und wegen verschiedener chronischer Erkrankungen, meiner Systemgrenzerfahrungen und meinem unendlich großen Gerechtigkeitssinn, hat es mich in die Aktivismuswelt verschlagen und ich könnte mir keinen schöneren Ort vorstellen. Zusammen für eine (klima-)gerechte Welt zu kämpfen, aber auch auf dem Weg dahin sich selbst und einander nicht zu verlieren, füreinander zu kehren/caren, gemeinsam zu träumen, tanzen und zu lieben.
Mein Herz und mein Schmerz können unendlich groß sein und ich habe Angst, nicht in die Welt hineinzupassen. Dabei entstehen, auch aus Wut und Schmerz, die schönsten Dinge und die krassesten Beziehungen. Ich kann also hochprofessionelle Lesungen geben, über Systemfragen diskutieren und mich gleichzeitig ganz klein fühlen. Was ich auf keinen Fall will, ist erwachsen werden. Als Aktivistin ist es meine Aufgabe naiv zu sein und Erwachsenen auf die Nerven zu gehen. Wir brauchen Menschen, die träumen können und Grenzen nicht als solche wahrnehmen.